Nichts zu sehen?

Die neue Ausstellung „Nicht viel zu sehen“ aus dem Bestand des Von der Heydt-Museums ist ein Augenöffner

von Frank Becker

Blick in die Ausstellung - links Katharina Grosse, rechts Georges Mathieu - Foto © Frank Becker

Nichts zu sehen?
 
Die neue Ausstellung „Nicht viel zu sehen“
aus dem Bestand des Von der Heydt-Museums ist ein Augenöffner.
 
Ab kommenden Freitagabend zeigt das Wuppertaler Von der Heydt-Museum nach „Zero – Pop – Minimal“ eine weitere exquisite Ausstellung mit Werken der Moderne aus dem eigenen Bestand. Von A wie Hans Arp bis Z wie Ossip Zadkine präsentiert sich in 90 Arbeiten von 70 Künstlern Abstrakte Kunst von 1920 bis heute. Den originell gewählten Titel „Nicht viel zu sehen“, der auf ein Bild Jean Fautriers aus dem Jahr 1959 zurückgeht, straft die gezeigte reiche Auswahl allerdings postwendend Lügen. Anfangend mit Wassily Kandinskys „Fröhlicher Aufstieg“ (1923) und Paul Klees „Auf Wasser gebaut“ (1935) bis hin zu Tatjana Valsangs „Transit“ (2011) und Moritz Neuhoffs „chromatic decolor“ (2022) öffnet die blitzgescheite Schau die Augen für das Genre des Abstrakten.
 

Blick in die Ausstellung - vorne: Hans Arp, Träumender Stern 1958,
hinten Jean Fautrier, Not much to look at 1959 - Foto © Frank Becker

Die ausgestellten Bilder überwältigen in ihrer brillanten Hängung – Kuratorin ist Dr. Beate Eickhoff - mit ungegenständlicher Opulenz, die von Raum zu Raum wunderbare Wiederbegegnungen und herrliche Entdeckungen ermöglicht. Wie schon mit „Zero – Pop – Minimal“ wird durch diesen Schnitt durch die letzten 100 Jahre künstlerischer Entwicklung Neugier geweckt und die Lust der Augen befriedigt. Da platzen Blick um Blick, Bild um Bild optische Geschmacksknospen, wie bei der kulinarischen Verkostung eines erlesenen vielgängigen Menüs. Es ist ein Rausch der Farben, von der packenden Polychromie Ernst Wilhelm Nays und der Wucht Katharina Grosses bis zur tristen Monochromie Oskar Schlemmers, der gezielten Farbreduzierung Ulrich Meisters (2021) oder der (Farb-)Kraft in Cornelius Völkers „Hände“ (2003).
 

Ernst Wilhelm Nay, Mit weißen Rhomben 1954 - Foto © Frank Becker

Das konsequente Durchforsten der Bestände des Von der Heydt-Museums, das diese und die vorige Auswahl hervorgebracht hat, vergessen wir auch nicht die in Zusammenarbeit mit dem Skulpturenpark Waldfrieden Tony Craggs entstandene Ausstellung „Figur! Meisterwerke der Skulptur aus dem Von der Heydt-Museum im Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal“ wird, da kann man sicher sein, auch weitere Folgen zeitigen, denn die Wiederentdeckung der eigenen Schätze des Museums ist noch lange nicht abgeschlossen.
 

Blick in die Ausstellung - Foto © Frank Becker

Der Rundgang durch die Ausstellung, die das gesamte obere Stockwerk des Museums „bespielt“ ist ein überwältigender Spaziergang durch die Geschichte der Abstrakten Kunst, ungemein informativ zum einen, vergnüglich und beglückend zum anderen. Selten war in jüngerer Zeit eine schönere Ausstellung zu sehen. Es ist zu empfehlen, beim Besuch eine Audioführung zu buchen, die Horizonte für auf den ersten Blick vielleicht nicht Sichtbares öffnet.
 
 
Ulrich Meister, o.T. 2021 - Foto © Frank Becker

Anders als üblich wird diese Ausstellung (unterstützt vom Kunst- und Museumsverein und der Brennscheidt-Stiftung) mit wenig formellen Worten, aber viel Dancefloor-Musik – DJane mauzmon legt auf – in Kooperation mit dem Kulturzentrum LOCH bereits am Freitagabend, 23.2.2024 um 18.00 Uhr eröffnet. Museumsdirektor Dr. Roland Mönig verspricht Kunst, Kurzweil und Kommunikation.
 
„Nicht viel zu sehen“
Wege der Abstraktion von 1920 bis heute
24. Februar – 1. September 2024
Von der Heydt-Museum Wuppertal
Turmhof 8 – 42103 Wuppertal